Der Aufbau eines eigenen Unternehmens in den USA ist zwar leichter als in Deutschland, aber dennoch eine Herausforderung. Wir erklären dir alles zur US- Firmengründung, amerikanischen Steuern und Versicherungen für Selbständige in den USA.
Bevor du eine Firma in den USA gründest, benötigst du zuverlässiges Wissen über dein Marktsegment und deine Erfolgschancen. Danach schreibst du einen Businessplan, kümmerst dich um die Kapitalfrage und registrierst dein Unternehmen in der von dir gewünschten Rechtsform. Aber von vorn:
Während du deine Zielgruppe identifizierst, die Größe und Entwicklung deines Marktsegments kennenlernst und auch deine Wettbewerber genau durchleuchtest, wirst du mehr Klarheit und bessere Ideen für dein Business in den USA bekommen.
Mögliche Quellen für deine Analyse sind:
Deine Firma in den USA sollte kostengünstig zu betreiben, einfach zu verwalten und profitabel sein. Um dies zu erreichen, solltest du einen richtigen Businessplan schreiben. Mit ihm bekommst du übrigens auch wesentlich besser Kapital von Investoren oder wichtige Businesspartner, falls dies dein Plan ist.
Eine gute Anleitung zum Schreiben eines amerikanischen Businessplans findest du auf der Webseite der U.S. Small Business Administration (SBA, sba.gov).
Dank deines Businessplans weißt du nun, wieviel Startkapital deine Geschäftsidee benötigt und kannst dich — falls du noch nicht genügend Geld zur Verfügung hast — um Investoren kümmern.
Der Standort deiner Firma in den USA hat einen großen Einfluss auf:
Deshalb ist dein Firmenstandort eine eine der wichtigsten Entscheidungen, die du im Gründungsprozess treffen wirst. Nimm dir dafür ausreichend Zeit.
Wenn du eine Firma in den USA gründest, dann musst du dich für eine gültige Rechtsform entscheiden. Hierbei kannst du dich zwischen LCC, Corporation, Partnership und Sole Proprietorship entscheiden. Diese Begriffe erklären wir später noch genauer.
Auch der Name deiner Firma kann einen großen Einfluss auf den Erfolg haben. Optimalerweise entscheidest du dich nicht nach deinem persönlichen Geschmack, sondern auf Basis der Daten aus deiner Marktanalyse.
Wenn du Businessmodel, Rechtsform, Standort und Namen für deine Firma gefunden hast, dann kannst du dein Unternehmen bei deiner staatlichen Steuerbehörde anmelden. Beantrage eine Steuernummer und die Genehmigung zum Betreiben deines Unternehmens.
Wenn du vorhast, Produkte zu verkaufen, benötigst du außerdem eine Verkäuferlizenz und eine Verkaufssteuergenehmigung. Die Kosten für eine Firmenlizenz in den USA variieren je nach Branche.
Um eine Businesslizenz in den USA zu bekommen, musst du dich an die zuständige Administration wenden. Einige Beispiele auf Landesebene:
Geschäftsbereich in den USA | Zuständige Administration |
---|---|
Landwirtschaft | U.S. Department of Agriculture |
Alkoholische Getränke | Alcohol and Tobacco Tax and Trade BureauLocal Alcohol Beverage Control Board |
Luftfahrt | Federal Aviation Administration |
Schusswaffen, Munition und Sprengstoffe | Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives |
Fische und Wildtiere | U.S. Fish and Wildlife Service |
Kommerzielle Fischerei | National Oceanic and Atmospheric Administration Fisheries Service |
Seeverkehr | Federal Maritime Commission |
Bergbau und Bohrungen | Bureau of Safety and Environmental Enforcement |
Kernenergie | U.S. Nuclear Regulatory Commission |
Radio- und Fernsehsendungen | Federal Communications Commission |
Transport und Logistik | U.S. Department of Transportation |
Die US-Bundesstaaten regeln ein noch breiteres Spektrum an Tätigkeiten und Branchen, wodurch Baugewerbe, Reinigung, Restaurants, Handwerk, Einzelhandel und viele andere Bereiche nur auf bundesstaatlicher Ebene registriert werden können. Weitere Informationen bekommst du bei der U.S. Small Business Administration (sba.gov).
Die EIN dient der Identifizierung deiner Firma in den USA und ist sowohl für die Einstellung von Arbeitnehmern in den USA als auch für die Eröffnung eines Bankkontos, die Zahlung von Steuern und oft auch für die Erteilung einer Geschäftslizenz erforderlich.
Du kannst eine EIN mittlerweile online bei der IRS (Internal Revenue Services, US-amerikanische Steuerbehörde) auf der Webseite irs.gov beantragen.
Das US-amerikanische Steuersystem ist zwar grundsätzlich unkomplizierter als das deutsche, jedoch kann die erste Steuererklärung in den USA als Unternehmer ziemlich komplex und überwältigend sein. Wir empfehlen dir deshalb die Suche nach einem Steuerberater.
Nachdem du alle Lizenzen und Genehmigungen eingeholt hast, kannst du dein Geschäftskonto in den USA eröffnen. Vereinbare hierfür einfach einen Termin mit der US-Bank deines Vertrauens oder halte nach der Möglichkeit Ausschau, ein Konto online zu eröffnen.
Wie viel Startkapital du für deine Unternehmensgründung in den USA brauchst, hängt vom US-Bundesstaat ab, in dem du gründest. Auch deine Branche und dein Businessplan spielen für die US-Behörden eine Rolle.
Die bloßen Gründungskosten für den bürokratischen Teil liegen maximal im dreistelligen Bereich und sind somit wesentlich erschwinglicher als in Deutschland.
Die Rechtsform deiner Firma hat Einfluss auf die Anforderungen für deine Gewerbeanmeldung, die Höhe der zu zahlenden Steuern und deine persönliche Haftung innerhalb deiner Geschäftstätigkeiten in den USA.
Eine LLC ist das Pendant zu deutschen GmbH & Co. KG. Das heißt: Mitglieder einer LLC haften nicht persönlich für Firmenschulden. Lediglich bei Strafen im Bezug auf das Verhältnis von Arbeitgeber und Arbeitnehmer kannst du als Geschäftsführer einer LLC haftbar gemacht werden.
LLCs sind in den USA sehr häufig, da es für diese Rechtsform attraktive steuerliche Vergünstigungen gibt. Freiberufler entscheiden sich besonders häufig für die Gründung einer LLC, da auch „Ein-Personen-Firmen” erlaubt sind.
Der Name Corporation bezeichnet eine Kapitalgesellschaft, die Gewinne an Aktionäre ausschüttet. Bei einer Corp., wie eine Corporation häufig abgekürzt wird, ist die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen genau wie bei der LLC beschränkt.
Du findest häufig ein „Corp.” als Namenszusatz einer US-Firma, viel öfter aber ein „Inc.” Beide Begriffe bezeichnen die gleiche Rechtsform, nämlich die Corporation.
Erklärung: Eine „Corporation" ist die Geschäftseinheit selbst und die „Incorporation" ist der Akt der Gründung. Beide Begriffe dürfen als Zusatz verwendet werden. Es handelt sich hier um eine rein ästhetische Entscheidung.
Eine C-Corporation ist nach dem US-Steuerrecht eine Körperschaft, die getrennt von ihren Eigentümern besteuert wird. Die meisten großen Unternehmen in den USA werden als C-Körperschaften behandelt.
S-Corporations sind Körperschaften, die Einkünfte und Verluste an ihre Aktionäre weiterleiten, die wiederum diese Einkünfte und Verluste in ihren persönlichen Steuererklärungen angeben. Dadurch entgehen sie einer Doppelbesteuerung.
Im Gegensatz zur LLC ist die Rechtsform der Sole Proprietorship tatsächlich auf eine einzelne Person beschränkt. Der alleinige Eigentümer ist hier für sämtliche Geschäfte zuständig.
Um eine Sole Proprietorship zu gründen, reicht eine örtliche Namensregistrierung. Abhängig von der Art deines Unternehmens benötigst du dann nur noch eine Lizenz (z. B. „Liquor License", „Hotel License" oder „Real Estate License").
Wenn du mit einer oder mehreren anderen Personen ein Geschäft oder einen Handel betreiben willst, kannst du eine Partnership gründen. Hierbei bringt jeder Partner Geld, Eigentum, Arbeit oder Fähigkeiten ein und ist an den Gewinnen und Verlusten eurer Firma gleichermaßen beteiligt.
Bei der General Partnership haften alle Partner gemeinsam und unbegrenzt. Jeder Gesellschafter hat darüber hinaus auch Einzelgeschäftsführungs- und Vertretungsbefugnisse, sofern der Gesellschaftsvertrag nichts anderes vorsieht.
Im Gegensatz zur General Partnership gibt es bei der Limited Partnership neben voll haftenden Gesellschaftern auch ein Unternehmensmitglied, das nur eine beschränkte Haftung hat. Dieser „passive” Partner wird nicht vom Unternehmen bezahlt, sondern nur am Gewinn beteiligt und hat keine Geschäftsführungsbefugnis.
Für deine Firmengründung in den USA kannst du einen Rechtsanwalt zu Rate ziehen. Unzählige deutsche Anwaltskanzleien haben sich auf Unternehmensgründungen auf dem amerikanischen Markt spezialisiert und bieten praktische Komplettpakete an.
Wenn du in den USA leben und arbeiten willst, aber vor der Gründung einer eigenen Firma zurückschreckst, dann kannst du dich durch eine Investition an einem amerikanischen Unternehmen beteiligen und dort eine Führungsaufgabe übernehmen.
Die Investition in den USA ist eine gute Möglichkeit, ohne eigene Firmengründung zu unternehmerischem Einfluss zu gelangen und eine Green Card zu bekommen, mit der du uneingeschränkt in den USA bleiben darfst.
Mit einem ESTA kannst du dich 90 Tage visumfrei in den USA aufhalten. Jetzt online beantragen!
Auch für Nicht-Amerikaner ist die Gründung einer Firma in den USA nicht schwer. Du musst jedoch mehr Schritte durchlaufen als ein US-Bürger, um alle Genehmigungen, Konten und Lizenzen zu bekommen, denn du benötigst in der Regel zunächst ein US-Visum.
Wenn du keine Green Card hast, sondern mit einem Arbeitsvisum in die Vereinigten Staaten kommst, dann können unternehmerische Fehler einen direkten Einfluss auf deinen Aufenthaltsstatus haben.
Arbeitsvisa für die USA haben ein Ablaufdatum und müssen regelmäßig verlängert werden. Deshalb stellt das Ablaufdatum deiner US-Aufenthaltsgenehmigung stets auch ein Risiko für deine Firma in den USA dar. Nur eine Green Card gibt dir die Sicherheit, dass deine unternehmerischen Bemühungen in den USA wirklich von Dauer sind.
Praktisch
Du kannst eine Firma in den USA gründen, ohne dort zu wohnen.
Für die meisten Tätigkeiten in den USA benötigst du ein Arbeitsvisum. Nur kurze geschäftliche Besuche wie die Teilnahme an Meetings, Konferenzen oder Vertragsverhandlungen kannst du auch mit einem ESTA oder B-Visum erledigen.
Um legal für einen längeren Zeitraum in den USA eine Firma operativ zu leiten, stehen dir eine Reihe von US-Visa zur Auswahl:
US-Visum | Rechte für Firmengründer in den USA |
---|---|
E-1 | Gründung eines Unternehmens, das mit deinem Heimatland Handel treiben wird |
E-2 | Gründung eines Unternehmens durch Vertragsinvestoren |
EB-5 | Investor-Green-Card-Programm, führt nach einer Probezeit zum Daueraufenthalt |
L-1 | Inhabertransfer von einer ausländischen Zweigstelle zur US-Zweigstelle desselben Unternehmens |
H-1B | Spezialisiertes Arbeitsvisum für Mitarbeiter bei konkret vorliegendem Jobangebot. Nicht für selbständige Arbeit! |
O-1 | Visum für außergewöhnliche Fähigkeiten, z. B. Künstler, Schauspieler, Business-Visionäre, Sportler (Fähigkeiten müssen nachgewiesen werden) |
Wenn du eine Firma in den USA gründest, dann wirst du auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene Steuern zahlen. Vergewissere dich, dass du alle Anforderungen der IRS erfüllst und informiere dich mithilfe eines Steuerberaters über die genauen Regeln in deinem US-Bundesstaat.
Die folgenden Steuern können auf dich zukommen:
Unternehmen zahlen in den USA zwischen ca. 20 % und ca. 27 % Steuern. Mehr zum amerikanischen Steuersystem.
In einigen US-Bundesstaaten sind die Unternehmenssteuern enorm günstig oder das Gründen besonders schnell und einfach. Zu diesen Staaten gehören z. B. Florida, Nevada und Delaware.
In anderen Staaten gibt es hingegen mehr Sicherheit aufgrund eines optimalen Klimas oder Ressourcen vom Staat. Wäge bei der Wahl also am besten Steuern, Durchschnittseinkommen, die Zahl der Neugründungen, die durchschnittliche Überlebensdauer von Firmen sowie das Klima gegeneinander ab.
Nach einer Auswertung der Unternehmensspezialistin Mary Girsch-Bock vom Januar 2021 sind die zehn besten US-Staaten zum Gründen einer Firma:
Unternehmer in den USA sollten unterschiedliche Versicherungen haben, die entweder die Firma selbst oder deren Angestellte betreffen. Dazu gehören:
Eine Versicherung gegen vorübergehende Arbeitsunfähigkeit ist in den meisten US-Staaten Pflicht. In manchen kannst du sie freiwillig abschließen, was dir gegenüber anderen Firmen einen Vorteil bei der Rekrutierung von guten Mitarbeitern verschafft.
Eine gewerbliche Sachversicherung kann fast alle Dinge schützen, die du für deine Unternehmensführung benötigst, einschließlich Ausrüstung, Inventar und Möbel.
Mit einer gewerblichen Kfz-Versicherung kannst du dich vor unerwarteten hohen Kosten durch Unfälle schützen. Abgedeckt sind bestenfalls Ausgaben für Notfallversorgung, Arztrechnungen, Sachschäden, Schäden am Fahrzeug und Gerichtskosten.
Die Berufshaftpflichtversicherung schützt deine Firma vor zivilrechtlichen Klagen und Fahrlässigkeitsansprüchen im Zusammenhang mit beruflichen Fehlern.
Die Cyber-Sicherheitsversicherung schützt deine Firma vor computerbezogenen Straftaten und Verlusten. Dazu können gezielte Angriffe wie Malware und Phishing gehören, aber auch ein verlegter Laptop mit vertraulichem Material.
Als Selbständiger in den USA kannst du den sogenannten Health Insurance Marketplace der US-Regierung nutzen, um dich für eine Krankenversicherung anzumelden. Auch für deine Angestellten kannst du einen Versicherungsschutz besorgen, indem du den SHOP-Marktplatz nutzt. Mehr dazu erfährst du auf der Webseite healthcare.gov.
Als Selbständiger zahlst du in den USA sowohl den Arbeitnehmeranteil als auch den Arbeitgeberanteil der Rentenversicherung, was auf insgesamt 12,4 % hinausläuft.
Die Sozialversicherung für Unternehmer wird in den USA als so genannte Self Employment Tax abgeführt. Hierbei zahlst du sowohl die Arbeitnehmerbeträge als auch die Arbeitgeberbeträge der Social Security- und Medicare-Beiträge.
Kleine Vorwarnung, falls du in den USA Produkte herstellen und verkaufen willst: Die Produkthaftung ist hier wirklich verrückt. Es gab schon spektakuläre Gerichtsurteile, nach denen Firmen Entschädigungen in Millionenhöhe zahlen mussten, weil die Käufer ihrer Produkte diese auf absurde Arten zweckentfremdet und sich oder andere dabei verletzt haben. Ein paar Beispiele:
Um der Gefahr von Haftungsklagen durch Kunden weniger ausgeliefert zu sein, kannst du dich mit verschiedenen Versicherungslösungen für den US-amerikanischen Markt absichern. Konsultiere hierzu einen Versicherungsberater deines Vertrauens.
Die Papiere, die du für eine Firmengründung in den USA benötigst, hängen von der Rechtsform deines zukünftigen Unternehmens ab. Die folgenden Urkunden und Dokumente können für dich wichtig werden:
Dokumente für eine Firmengründung in den USA | |
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Gründung in den USA: | Gründungsurkunde und Satzung |
Arbeiten in den USA: | US-Arbeitsvisum und branchenspezifische Lizenzen |
Führung in den USA: | Betriebsvereinbarung, Statuten, Vereinbarungen, Arbeitsverträge |
Firmeneigentum in den USA: | Mitgliedszertifikate, Aktienzertifikate, Patentzertifikate |
Steuern in den USA: | IRS Form SS4- Application for Employer Identification Number |
Bestenfalls gehst du alle notwendigen Unterlagen einmal mit deinem Steuerberater durch, um böse Überraschungen bei deiner Steuererklärung zu vermeiden. Außerdem steht dir für alle Fragen die amerikanische Handelskammer AmCham zur Verfügung, die ihre Inhalte auf der Webseite amcham.de auch auf Deutsch veröffentlicht.
Wenn du die Bürokratie erst einmal bewältigt hast, kommst du in den Genuss der unbegrenzten Möglichkeiten, für die die Vereinigten Staaten so bekannt sind. Und vielleicht springt ja sogar eine Green Card für dich heraus!
irs.gov, usa.gov, usnews.com, rp-online.de